Wie war es damals? Fredi Fichmann erinnert sich an den Sechstagekrieg (Oktober 2024)
Beim Ausbruch des Gaza-Kriegs kam mir eine weitere kuriose Geschichte aus der Bellerive-Zeit in den Sinn. In diesem Update möchte ich diese Geschichte beschreiben, die viele Parallelen zu den heutigen Ereignissen aufweist. Zeitzeugen von damals sind kaum mehr zu finden und die heutigen Redaktoren waren noch nicht auf der Welt oder noch im Kindergarten.
Am Vorabend des Sechstagekriegs, es war der 3. Juni 1967, an meinen Geburtstag, wollte der ägyptische Präsident Abdel Nasser Israel vernichten und die Juden ins Meer treiben. 100.000 Soldaten, 1.000 Panzer und 360 MiG-Flugzeuge wurden in Stellung gebracht. Taktisch wurde Nasser von der Sowjetunion gut vorbereitet. U Thant, der damalige UN-Generalsekretär, zog die UNEF-Truppen (UN Emergency Force) ab und gab Israel damit praktisch zum Abschuss frei.
An diesem Abend versammelte Felix Hurter, der damalige Chef der Tagesschau, seine Kollegen und forderte in den kommenden Tagen vollen Einsatz. Er versicherte, dass Israel in 14 Tagen vernichtet und dass wir anschließend zum normalen Betrieb zurückkehren können. Keiner der Anwesenden machte sich ernsthaft Gedanken darüber, was mit den vier Millionen Israelis geschehen würde. Ich hatte da schon einige Fragen an meine Kollegen: Würden die dann einfach mal weg sein, oder würden sie im Meer treiben? Was tun wir, wenn sie an unserer Grenze stehen und Asyl verlangen? Könnte man die Juden wieder in Griechenland internieren, wie vor der Staatsgründung.
Was Hurter vorhersagte, wurde drei Stunden später in der damaligen Rundschau bestätigt. Hochrangige Militärexperten prophezeiten das Ende Israels innerhalb von zehn bis 14 Tagen. Wie wir heute wissen, war der Krieg nach nur sechs Tagen vorbei, und Israel hatte sein Staatsgebiet fast verdoppelt. Bis die Medien begriffen, dass nicht Ägypten, sondern Israel den Krieg gewonnen hatte, war dieser schon längst entschieden. 30 Jahre später wiederholte sich diese Geschichte mit den Blauhelmen der UNO in Srebrenica.
Viel gelernt haben die Journalisten aus dieser Geschichte anscheinend wenig. Auch die aktuelle Geschichte mit der Hisbollah und dem Iran ist nicht so verlaufen, wie sich Medien das ursprünglich vorgestellt hatten. Journalistisch gilt wohl das alte Sprichwort: Die Wahrheit stirbt zuerst.